Briefwechsel mit Max Bruch (1908-1909), Staatsarchiv Ludwigsburg
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 28. Oktober 1908, Friedenau (Berlin), Albe-Str.3/I
Sehr geehrte Frau,
Steinbach schreibt mir, daß Sie im Gürzenich-Concert am 17. November das Sopran-Solo in meiner neuen, soeben erschienenen Osterkantate op.81 singen werden. Da die Partie sich sehr für Sie eignet, und da Ihre ganz vortreffliche Wiedergabe des Ave Maria am Abend des 7. Januar d. J. bei Deichmann's mir in allerbester Erinnerung geblieben ist, so freue ich mich sehr über diese gute Nachricht.
Meine Freundin Frau Otto Deichmann schreibt mir, daß Sie Montag den 2. November in Berlin ein Concert geben. Es würde sich Ihnen also die Gelegenheit bieten, die neue Partie bei mir selbst zu studieren; es wäre ein außerordentlicher Vorteil für Sie und für die Sache, wenn Sie sich schon hier, 14 Tage vor der Kölner Erstaufführung, mit meinen Intentionen vertraut machten. (…) Sie nehmen am besten in Berlin eine Automobil-Droschke und fahren in 12-15 Minuten hierher.
Mit der Bitte um baldigste Antwort,
Ihr sehr ergebener Dr. Max Bruch
Max Bruch an Augusta Deichmann, Postkarte 26.10.1908
An Frau Kommerzienrath Otto Deichmann
Godesberg a/Rh. (Rheinprovinz)
Wertheste Freundin,
Dank für Ihren l. Brief, den ich sobald als möglich eingehend beantworten werde. Heute möchte ich Sie nur bitten, mir gef. umgehend die genaue Adresse der Sängerin Frau Brügelmann in Köln mitzutheilen. Sie singt am 17. Novbr. im Gürzenich-Concert das Sopran-Solo in meiner neuen Ostercantate, worüber ich mich sehr freue, denn sie sang ja am 7. Jan. d. J. bei Ihnen prachtvoll.
Immer Ihr M. Bruch
Theo Brügelmann an Max Bruch, 4.11.1908, Berlin, Hotel "Der Fürstenhof"
Sehr geehrter Herr Professor,
Für Ihre liebenswürdigen Zeilen vom 31. October vorerst unseren verbindlichsten Dank. (…) Bevor wir heimreisen nach Cöln, werden wir uns bei Ihnen melden, damit Sie die Partie Ihrer Ostercantate mit meiner Frau durchsprechen können. Das Einzige, was sie im Fieber sang, waren Bruchstücke aus diesem neuesten "Bruch-Stück" op.81! Alle vorherigen Engagements sind bereits abgesagt, aber auf diesen Gürzenich-Abend am 17. Nov. freut sie sich unendlich, nicht allein weil ihr die wundervoll sangliche Partie ganz vortrefflich liegt, sondern vor allem weil sie sich vom Meister selbst ausersehen sieht, an solcher Stelle bei der Erstaufführung des Werkes an so hervorragendem Platze mitzuwirken. (…)
Wir begrüßen Sie mit vorzüglicher Hochachtung,
Th. Brügelmann
Hedy Brügelmann an Max Bruch, 18.11.1908, Cöln
an Professor Bruch, Berlin-Friedenau, Albestrasse
Ostercantate fand bei trefflicher Aufführung enthusiastischen Beifall.
Freue mich Solistin der Uraufführung gewesen zu sein.
Dank + Gruss
Iracema-Brügelmann
Hedy Brügelmann an Max Bruch, 18. November 1908, Cöln
Hochverehrter Meister!
Mit großer Freude depeschierte ich Ihnen heute früh Ihrem Wunsche entsprechend kurz über die Aufnahme Ihrer Ostercantate im Gürzenich. Ihrem neuesten Werke war ein glänzender Erfolg beschieden! Herr Generalmusikdirektor Steinbach widmete sich der Aufführung mit ganzer Hingabe, und wir Mitwirkende alle, für die Sie so sanglich und dankbar schreiben, bemühten uns, unser Bestes zu leisten. Schade, daß Sie den brausenden Beifall nicht selbst entgegennehmen konnten! Heute erschienen des Festtages wegen nur die frühen Morgenzeitungen, die Kritik wird sich erst morgen äußern. Wenn diese die Stimmung und das Urteil des großen Publikums wiedergibt, so muß sie glänzend für den Componisten sein!Ihnen, lieber Meister, nochmals viel herzlichen Dank, daß Sie zur ersten Interpretin dieser wundervollen Sopranpartie mich erwählten. Von anderer Seite hören Sie vielleicht, ob ich Ihr Vertrauen gerechtfertigt habe. Ihre, des Schöpfers Anerkennung soll mir der schönste Lohn sein.
In dankbarer Verehrung
Ihre Hedy I.-B.
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 19.11.1908, Friedenau (Berlin)
Liebe Frau Brügelmann,
Haben Sie herzlichen Dank für Ihr Telegramm und die bald folgenden, sehr lieben Zeilen. Inzwischen sind auch viele andere Berichte eingelaufen; alle sind darin einig, daß das Werk mit außergewöhnlicher Wärme aufgenommen wurde und daß Sie, verehrteste Frau, durch die ausgezeichnete Wiedergabe der Solopartie einen großen und wohlverdienten Erfolg errungen haben. Ich hoffe, daß Sie noch oft Gelegenheit finden werden, Ihre herrlichen Mittel in den Dienst dieses Werkes zu stellen; was ich dazu thun kann, das soll mit Freuden geschehen. Ich hätte die Cantate gar gern bei dieser 1. Aufführung gehört; aber es ging doch nicht gut an, daß ich 2 mal in einem Jahr nach Köln kam.
Frau Augusta Deichmann freut sich mit mir Ihres schönen und großen Erfolgs; sie schrieb mir heute ganz beglückt.
Lassen Sie doch zuweilen von sich hören, denn ich möchte Ihre Laufbahn gerne verfolgen.
Mit herzlichen Grüßen an Sie und Ihren Gatten
Ihr sehr ergebener Dr. Max Bruch
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 9.1.1909, Postkarte
an Frau Iracema Brügelmann, Köln, Karolinger Ring 31/II
Friedenau (Berlin), Albe-Str.3/I
Liebe Frau Brügelmann,
Ich habe Sie vor einigen Wochen nach Bromberg für die Osterkantate empfohlen, und möchte wissen, ob das Engagement zu Stande gekommen ist. Das Concert ist am 3. Febr.d.J. Sollten Sie hingehen, so müßten Sie Berlin passieren, und ich würde mich dann herzlich freuen, Sie zu sehen.
Ihr sehr ergebener Dr. M. Bruch
Max Bruch an Hedy Brügelmann, Diktat, Friedenau, 28.1.1909
Liebe Frau Brügelmann,
gleich nach Empfang Ihrer gef. Zeilen vom 11.d.M. telegraphierte ich an Grüters in Bonn, Sie seien ganz sicher und würden auch ohne Orchesterprobe die Partie in der Osterkantate vortrefflich singen. Ich rechnete hiernach mit Bestimmtheit darauf, daß Grüters Sie für das Konzert engagieren und sich in der öffentlichen Hauptprobe vielleicht mit einer guten Schülerin des Kölner Konservatoriums begnügen würde. Leider hat man in Bonn anders gehandelt, und ich bin in hohem Grade unzufrieden mit dem Gang, den die Dinge dort genommen haben. Nachdem eine kleine Sängerin ohne Stimme und Vortrag dort die Kantate vollständig verdorben hat, schuldet Bonn mir eine Wiederholung der Kantate im nächsten Herbst, und ich werde darauf halten, daß keine Andere als Sie dann das Solo singt. -
Es wird mich, wie schon gesagt, herzlich freuen, Sie entweder vor oder nach Bromberg hier in Berlin zu sehen. Schreiben Sie mir aber gef. ein Wort, wann ungefähr Sie mich in der Hochschule oder hier mit Ihrem Besuch erfreuen wollen, denn es liegt jetzt sehr viel vor, und ich kann nicht immer über meine Zeit verfügen.
Alles Gute und Schöne meiner lieben Frau Iracema wünschend,
sehr ergebener Dr. Max Bruch
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 13.5.1909, Friedenau (b. Berlin), Albe-Str.3/I
Liebe Frau Brügelmann,
Mit Vergnügen höre ich, daß Sie ein Engagement am Stuttgarter Hoftheater angenommen haben, und gratuliere herzlich zu diesem bedeutenden Fortschritt in Ihrer Carrière! -
Heute komme ich mit einer besonderen Anfrage zu Ihnen. Unsere Kgl. Hochschule für Musik bringt am 19. Juni d.J. meine Osterkantate unter meiner Leitung zur Aufführung. Das Directorium, dem ich angehöre, fragt hierdurch bei Ihnen an, ob Sie bei dieser Gelegenheit das Sopran-Solo singen könnten. Honorare werden zwar in der Regel bei diesen Aufführungen nicht gezahlt, da wir fast nie auswärtige Sänger haben; Ihnen aber erlaubt sich das Directorium M. 300 anzubieten. Das ist ja nicht viel, und andererseits ist auch das Solo, wenn auch sehr glänzend, doch nicht besonders groß; aber Sie wollen nicht übersehen, daß
1) die Kgl. Hochschule die erste und vornehmste Anstalt dieser Art in Deutschland ist;
2) ist an dem Abend ganz Berlin da und hört Sie zum 1. Mal;
3) hört Sie u.a. Herr Prof. G. Schumann, der Director der Berliner Singakademie, und wird Sie dann jedenfalls für seine Aufführung der Osterkantate im Winter 1909-1910 engagieren; und
4) ist es möglich, wenn auch nicht sicher, daß der Kaiser und die Kaiserin kommen; und
5) würden Sie Ihrem alten Freunde und Verehrer, dem Schreiber dieser Zeilen, einen großen Dienst erweisen. -
Die Aufführung könnte event., wenn Ihnen der 19. Juni nicht paßt, etwas früher oder später sein, vielleicht Freitag den 18. Juni - dann wäre die Generalprobe Donnerstag den 17. Juni nachmittags 4-6 Uhr.
Der Urlaub müßte ganz sicher sein, auf eine bedingte Zusage könnten wir nicht eingehen!
Mit der Bitte um baldige Antwort, herzlichst grüßend
ganz der Ihrige
Dr. Max Bruch
Hedy Brügelmann an Max Bruch, 17.5.1909, Köln
Hochverehrter Meister,
mit 1000 Freuden singe ich am 19. Juni Ihre Osterkantate in Berlin. Am 14. Juni hört meine Tätigkeit für diese Saison in der Stuttgarter Hofoper auf, ich bin also freie Herrin meiner Zeit. Es ist mir aber sehr erwünscht, daß das Konzert erst am 19. ist, da ich am 14. noch die Gräfin in Figaros Hochzeit zu singen habe.
Wie sehr ich mich freue, Ihre Cantate unter Ihrer hochgeschätzten Leitung zu singen brauche ich wohl nicht zu betonen! Im Dezember singe ich auch in M.Gladbach Ihr "Feuerkreuz" und freue mich sehr darauf. -
Ja, und mein Engagement an das Stuttgarter Hoftheater kam für alle sehr plötzlich - selbst für mich! Bis jetzt sang ich nur Wagner-Rollen: Elisabeth, Sieglinde, Senta, am 25. singe ich noch die Santuzza. Mündlich erzähle ich Ihnen mehr davon.
Nochmals meinen herzlichen Dank für die Ehre, die Sie mir zuteil werden lassen, gerade mich für Ihre Osterkantate zu engagieren.
In herzlicher Verehrung grüßt Sie
Ihre H. I. Brügelmann
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 27.5.1909 Friedenau b. Berlin, Albe-Str.3/I
Liebe Frau Brügelmann,
wegen des Chors der Hochschule, der nicht immer kann, sind wir genöthigt, die letzte Probe zu unserer Aufführung schon Donnerstag d.17. Juni zu machen (Orchester um 4 Uhr, Chor und Soli um 5), also 2 Tage vorher. Da Sie aber schon am 14. Juni in Stuttgart zum letzten Mal vor den Ferien singen, so läßt sich ja alles sehr gut einrichten. Ich schlage also vor: Dienstag den 15. Juni ruhen Sie sich in Stuttgart völlig aus; Mittwoch den 16. Juni reisen Sie nach Berlin; Donnerstag den 17.6. morgens nehmen wir die Partie zur Sicherheit noch einmal am Klavier durch, und Donnerstag d. 17.6. nachmittags kommen Sie dann gef. zur letzten Probe (im großen Concertsaal unserer Kgl. Hochschule).
Schreiben Sie mir, bitte, eine Zeile, ob Ihnen dies alles conveniert, und wo Sie in Berlin wohnen, und empfangen Sie die herzlichsten Grüße Ihres sehr ergebenen Dr. Max Bruch
Hedy Brügelmann an Max Bruch, 30.5.1909, Hotel Marquardt Stuttgart
Hochverehrter Meister,
von Herzen gerne bin ich möglichst zu Ihrer Verfügung, indessen, da ich am 14. Juni die Gräfin im Figaro nicht in Stuttgart, sondern mit dem hiesigen Ensemble in Ravensburg singe, am 15. erst nach Stuttgart zurück kann, dort zur zeitweisen Übersiedlung nach Cöln bis zum Herbst, packen muß und so erst am 16. in Cöln sein kann, daselbst aber einen Tag wenigstens "verschnaufen" muss, so wäre der früheste Termin für die Ankunft in Berlin der Donnerstag (17.) abend. Da ich dann eine recht anstrengende Zeit eben hinter mir habe, wäre es mir freilich das Liebste, wenn die Probe am Abend vor dem Concert stattfinden könnte, damit ich und die Stimme auch ausgeruht wären. Wenn solches durchaus nicht zu machen sein sollte, so bitte ich die Probe wenigstens auf 8 Uhr abends am 17. oder auf den 18. vormittags zu verlegen.
Ich bitte hierum nicht nur in meinem Interesse, sondern auch in dem Ihrigen, werter Meister, denn Sie wollen mich doch für Ihr schönes Werk unbedingt frisch haben!
Hoffentlich läßt sich alles so einrichten!
Mit den besten Grüßen, Ihre Iracema-Brügelmann
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 10.6.1909, Friedenau
Liebe Frau Iracema,
natürlich stehe ich Ihnen eine halbe Stunde vor Beginn der Hauptprobe (Freitag den 18.Juni) sehr gerne zur Verfügung. Da aber jetzt bestimmt worden ist, daß diese Probe erst um 5 Uhr beginnt, so genügt es, wenn Sie um halb 5 in der Hochschule sind (Charlottenburg, Fasanenstr.1, Portal IV). Ich werde Sie dort mit Freuden empfangen. Seien Sie nur recht vorsichtig, damit Ihnen nichts passiert, denn wenn Sie uns absagen müßten, so könnte die Auff. nicht stattfinden. Wir haben keinen Ersatz!
Herzl. Gruß M. Bruch
Max Bruch an Augusta Deichmann, 23.6.1909 Postkarte von Max Bruch
an Frau Kommerzienrath Otto Deichmann, Bad Godesberg a/Rhein
Wertheste Freundin,
Ich muß Ihnen doch sagen, daß unsere liebe Frau Iracema am 19. Juni in Berlin, in meiner Osterkantate einen sehr großen Erfolg errungen hat; ja, man kann wohl sagen, es war ein Triumph. Ich denke, wir haben sie in ein paar Jahren hier an der Kgl. Oper.
Herzlichst Ihr M. Bruch
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 17.10.1909, Postkarte
Herzlichen Dank, meine liebe Frau Iracema, für Ihren freundlichen Gruß aus Eßlingen! Die Mary hätte ich von Ihnen hören mögen. Haben Sie die Anfrage der Singakademie in Berlin erhalten (Osterkantate und Paradies und Peri, anfangs April 1910)? Hoffentlich können Sie kommen!
Ganz der Ihrige, Dr. M. Bruch
Max Bruch an Hedy Brügelmann, 30.10.1909
Ich hoffe, meine liebe Frau Iracema, daß Director Schumann Ihnen geschrieben hat und daß Sie kommen können. Die Singakademie ist, wie Sie wissen, der älteste und berühmteste Berliner Verein. Ich würde mich unendlich freuen, Sie hier zu sehen und zu hören! Mein Bild soll bald bei Ihnen erscheinen.
Treulichst stets Ihr Dr. Max Bruch.